Nachhaltigkeitsmanagement
Nachhaltigkeit ist ein breiter Begriff, der z.B. Assoziationen zu erneuerbaren Energien oder regionalen Produkten hervorruft. In der Praxis wird oft darüber geklagt, wie schwammig das doch alles sei und irgendwie „alles“ darunter subsummiert werden kann.
Internationale Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sind ein guter Wegweiser!
Etablierte Richtlinien, wie GRI (Global Reporting Initiatives), die seit Jahren bestehen, weiter entwickelt und international angewandt werden, bieten eine gute Basis für eine Abgrenzung des Themas Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen bzw. unternehmerischen Kontext.
Die nun seit November 2022 im Entwurf vorliegenden Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der EU die ESRS (European Sustainability Reporting Standards) knüpfen nicht nur an diese an, sondern gehen mit definierten Branchenbenchmarks (Taxonomie) noch einen Schritt weiter.
Genau wie auch GRI erfordern die ESRS eine Analyse entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Es gilt die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft einzuschätzen und Potenziale der Verbesserung zu suchen.
GRI als auch ESRS orientieren sich an den Parametern ESG, „Environmental“ „Social“ „Governance“.
Dies ist ein gemeinsamer Nenner, der sich durch Ratingagenturen, Finanzinstitutionen und auch andere internationale Berichtsrichtlinien wie IFRS zieht.
Wir sind also gerade dabei, unsere Wertschöpfungsparameter zu erweitern und hier eine gemeinsame neue Wirtschaftssprache zu etablieren, die über Bilanz und GuV hinausgeht.
Es ist unabdingbar, dass sich Führungskräfte mit den Fragestellungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinandersetzen, unabhängig davon, ob ihre Unternehmen von der durch die EU definierte Berichtspflicht (abhängig von der Größe eines Unternehmens) betroffen sind oder nicht.
Denn diese Kenntnis der Berichtsrichtlinien schafft Klarheit über das internationale Verständnis von Nachhaltigkeit und ist die Basis, um sich im Themenfeld zu positionieren.
Wie umfangreich muss eine Nachhaltigkeitsberichterstattung sein?
Bestimmende Faktoren:
- Berichtspflicht nach CSRD (gilt für Unternehmen in der EU)
Diese gilt bereits für börsennotierte Unternehmen!
Ab 2025 gilt diese für Unternehmen, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen:
> 250 Mitarbeiter:innen
> 20 Mio EUR Bilanzsumme
> 40 Mio EUR Umsatz
ESRS und Taxonomie regeln den Berichtsrahmen, der in der CSRD gesetzlich verpflichtend für alle EU Staaten festgelegt wurde. - Berichtspflicht nach SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation)
Diese gilt für Banken und Versicherungen und verpflichtet diese ihr Portfolio hinsichtlich der nach CSRD geltenden Regeln zu bewerten. Dazu zählen nicht nur Anlageprodukte, sondern auch Kredite. Damit werden alle Unternehmen mit Finanzierungsbedarf zusätzlich zu Finanzinformationen in Zukunft ihre Nachhaltigkeitsstrategie darlegen müssen. - Anschlussfähigkeit im B2B Sektor
Die ESRS erfordern von berichtspflichtigen Unternehmen eine Analyse der Wertschöpfungsketten. Damit sind auch kleinere Unternehmen im Zuliefersektor indirekt betroffen. - Awareness der Kund:innen
Das Bewusstsein und das Wissen um nachhaltige Produkte steigt. Dies macht Druck, sich zumindest im Themenfeld zu positionieren und die eigene Haltung zu erklären.
Nicht die vielen Seiten machen die Musik, sondern die Ernsthaftigkeit der Überlegungen, welchen Beitrag man als Unternehmer leisten will, um ausgehend vom bestehenden Status positive Effekte für Umwelt und Gesellschaft zu erreichen.
Ich beschränke mich auf wesentliche Fragestellungen und erarbeite den notwendigen und sinnvollen Umfang gemeinsam mit ihrem Führungsteam.
Welche Schritte sind notwendig?
- Klärung der Inhalte der CSRD und Taxonomie bzw. des EU-Green Deal
Es ist wichtig im ersten Schritt die Anforderungen zu verstehen, um die eigene Position dazu reflektieren zu können. - Erarbeitung der grundsätzlichen Positionierung:
Wie verstehe ich die Rolle des Unternehmens und welchen Integrationsgrad soll Nachhaltigkeit im Unternehmen erhalten.
Anhand eines Stufen-Modells, das sich an den Fragestellungen der CSRD orientiert, klären wir ihre Position. Hier ist es wichtig einen gemeinsamen Zugang im Unternehmen aufzubauen, die als Leitlinien in weiteren Entwicklungspfad fungieren. - Wesentlichkeits- und Stakeholderanalyse
Dies sind die klassischen Instrumente jeder Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hier werden strategische Stoßrichtungen identifiziert, die den größten Impact für Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft haben.
Idealerweise werden zuvor definierte Stakeholder Stück für Stück in die Sichtweise des Unternehmens eingebunden. - Ableiten der aus der Wesentlichkeits- und Stakeholder Analyse resultierenden Strategien, Ziele und Maßnahmen
- Umsetzungsplan für den ersten Nachhaltigkeitsbericht
Am Rad der Integrationstiefe der Nachhaltigkeit kann man langsam drehen. Alle gängigen Berichtsrichtlinien fokussieren auf mittel- und langfristige Horizonte - es ist nur wichtig den "Plan" darzustellen und diesen mit Messindikatoren zu versehen, sodass die positive Entwicklung später nachvollzogen werden kann.
Nutzen, Vorteile und Wirkungen
- Risiken reduzieren:
Durch die Evaluierung der gesamten Wertschöpfungskette können durch ökologisch und sozial verträgliche Produkte antizipiert und Risiken reduziert werden. Zudem ermöglicht ein strukturiertes Screening der Auswirkungen der Klimaveränderung auf das eigene Geschäftsmodell die rechtzeitige Reaktion auf mögliche Gefahren. - Entwicklung neuer Umsatzquellen:
Stakeholder einbeziehen, bedeutet neue Sichtweisen in die Umfeldanalyse einzubinden und Trends rasch zu erkennen. Eventuell neue Produktanforderungen eröffnen neue Märkte und Kundensegmente. Die Kernkompetenz in neue Geschäftsmodelle gießen, sichert das Unternehmen langfristig ab. Nachhaltigkeit kann Fortschritt, Innovation und langfristigen Erfolg absichern! - Effizienzpotenziale heben:
Die Energiekrise macht den Prozess ohnehin unumkehrbar. Es gilt mögliche Energie- und Materialeinsparungen zu evaluieren und diese dann auch umzusetzen. Oftmals wird durch die Erweiterung der Erfassung der Datenpunkte im Unternehmen, in der Produktion viel an Potenzial sichtbar, an das man bisher noch nicht dachte. - Die besten Köpfe an Bord holen:
Verantwortung übernehmen, das ist ein Argument, das viele begabte Mitarbeiter:innen anzieht und motiviert. - Innovation fördern:
Nachhaltige Unternehmen reflektieren ihren Führungsstil, ihre Prozesse, ihre Zugänge zu Ideen und Entwicklungspotenziale. Sie gehen in Reflexion mit ihren Stakeholdern und bilden Kooperationen. Dies sind einige Fundamente für Entwicklung und Veränderung. Denn Wirtschaft ist von Veränderung geprägt. - Reputation des Unternehmens steigern:
Die Awareness in Bezug auf Verantwortung steigt. Es wird zusehends wichtiger sich zu erklären und das eigene "Wirtschaften" transparent zu machen.
Ich freue mich über Ihren Anruf oder Email!
Sabine Ilger - Unternehmensberatung Graz
Tel.: +43 664 5456007 oder Email: [email protected]